Wie genau die Tapas-Kultur entstanden ist, darüber debattieren die Spanier mit Leidenschaft. Die Kastilier in Madrid erzählen gern, die ersten Tapas seien im 13. Jahrhundert ihrem König Alfonso X. serviert worden. Der Regent sei krank gewesen und habe auf Anweisung seiner Ärzte die Medikamente mit etwas Wein einnehmen müssen. Um einen klaren Kopf zu behalten, habe er dazu immer kleine Mengen Nahrung zu sich genommen.
Eine andere Legende besagt, dass es zur Zeit der katholischen Könige immer wieder zu Schlägereien unter Fuhrleuten kam, die zu tief ins Glas geschaut hatten. Deshalb verpflichtete man die Wirte, jedes alkoholische Getränk mit einem Deckel (tapa) zu servieren – meist ein kleiner Teller mit fettreichen Leckereien wie Schinken, Käse oder Oliven. Das Essen musste verzehrt werden, bevor man den Deckel wegnehmen und trinken durfte.
Für die Andalusier dagegen ist klar: Die Tapas haben ihren Ursprung im sonnigen Süden des Landes. Da man in Andalusien schon immer gern im Freien gegessen und dazu ein Gläschen Sherry getrunken hat, musste man das edle Getränk irgendwie vor Insekten und Schmutz schützen. Also bedeckte man das Glas mit einem kleinen Tellerchen, auf den man ein paar Oliven, Mandeln, etwas Schinken, Wurst oder Käse legte, gern auch noch mit einem guten Schuss Olivenöl als Grundlage für den Alkohol. Sevilla gilt deshalb landläufig als Heimat der Tapas – auch wenn heute die Tapas-Kultur wohl in Madrid am intensivsten zelebriert wird.